Erziehung

Der Schweinehund ist von Natur aus ein pflegeleichtes, braves und gut erzogenes Tier, das genau weiß, was seinem Besitzer gut tut. Er braucht deshalb eigentlich niemanden, der ihn erzieht. Das jedenfalls finde ich!

Aber Moosi findet das überhaupt nicht, sie meint, ich müsse endlich mal Zucht und Ordnung lernen. Sie hat mich unter Androhung eines dauerhaften Umzugs ins Tierheim gezwungen, hier ihre Vorstellung von guten Schweinehunde-Manieren zu veröffentlichen. Nun gut, das mache ich jetzt. Aber ich knirsche dabei laut mit den Zähnen. Könnt Ihr es hören?

Also, geht los nu, ich zitiere:

„Junge Schweinehunde sollten von Anfang an das gemeinsame Gassigehen mit ihren Besitzern lernen, damit sie im Hause nicht zu übermütig werden und dem Herrchen oder Frauchen nicht so viel Ärger machen. Wenigstens täglich ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft von etwa einer halben Stunde sollte Pflicht sein. Damit ist sicher gestellt, daß der Schweinehund seelisch ausgeglichen sowie schlank und beweglich bleibt. Wenn das Tier unwillig ist und sich weigert oder vor der Bewegung drücken will, sollte es einen kräftigen Klaps auf die hintere Körperpartie bekommen. Dazu sollte man in kurzem, scharfem Ton den Befehl „Abmarsch“ geben.

Hört Euch das an, wie soll man dabei denn gesund bleiben? Spinnt die jetzt, oder was? Meine armen Pfoten! Bin mal gespannt, was da sonst noch so kommt.

Wenn das Tier trotzdem zunimmt, sollte man den täglichen Spaziergang erweitern, indem man öfter einen Fußmarsch zum Einkauf in die Supermärkte der Innenstadt und wieder zurück einplant. Dabei sollte man streng darauf achten, dem Schweinehund keine Leckerchen zu kaufen, und quängelnde, bettelnde oder winselnde Geräusche des Tieres sofort mit einem bestimmten „Schnauze!“ zu unterbinden. Etwas Gartenarbeit am Nachmittag bekommt der Entwicklung des Tieres ebenfalls gut. Achtung! Hierbei sind Sitzmöbel und Liegestühle unbedingt im Keller zu lassen!

Was fällt der denn ein, meinen gemütlichen Liegestuhl nicht rauszusetzen? Den brauche ich zum dösen, wenn ich mein Eis futtere! Wehe, das wird noch schlimmer!

Wird das Tier trotz aller Bemühungen zu dick und träge, sollte man drastischere Maßnahmen ergreifen. Hierzu geeignet sind Wandern, Nordic-Walking, Joggen, Tennis oder Schwimmen mehrmals wöchentlich, an den anderen Tagen eine halbe Stunde Crossen oder Gymnastik und zusätzliches Muskeltraining. Man sollte dem Schweinehund Rückzugsmöglichkeiten wie Sofas oder Kuschelecken solange vorenthalten, bis das tägliche Bewegungspensum von mindestens einer halben bis dreiviertel Stunde abgearbeitet ist. Verweigert das Tier die Bewegung, kann man es mit einem lauten „Tschackaaah“ anfeuern.

Oh Gott – ich brech zusammen! Jetzt fehlt nur noch, daß die mich demnächst zum „Irondog“ anmeldet, oder zum Ultramarathon für Schweinehunde. Örgs!

War das Hundchen brav und hat sich reichlich bewegt, darf man es hier und da mit einem kleinen Leckerchen belohnen. Aber vorsicht – wirklich nur ein kleines! Hierfür geeignet sind kleine Riegel Schokolade, ein nicht zu großes Fruchteis, ein Knoppers oder einige Gummibärchen. Diese Belohnung sollte natürlich nicht täglich verabreicht werden, damit sie vom Schweinehund nicht als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Man sollte nicht vergessen, seinen Liebling mit einem freundlichen „Braaav“ zu loben.

Na, das ist aber mal gnädig. Ein kleines Leckerchen. Alle paar Tage, wenn ich brav war. Na toll. Das ist ja was für den hohlen Zahn und Schweinehunde haben keine Löcher in den Zähnen. Für meinen großen Hunger reichen kleine Portionen nicht aus.

Die regelmäßige Nahrung eines Schweinehundes sollte aus nahrhaften Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, Naturreis, Nudeln, Kartoffeln und Vollkornbrot sowie magerem Quark und Joghurt, nicht zu fettigen Wurst- und Käsesorten sowie regelmäßigen, aber nicht zu reichlichen Portionen Fisch und Fleisch bestehen. Fastfood und zu viele Süßigkeiten sind der guten Erziehung des Tieres nicht förderlich, da es bei regelmäßigen Gaben dieser Art von Lebensmitteln einen bösartigen, hinterlistigen Charakter entwickelt. Will der Schweinehund sein gesundes Futter nicht fressen, so ermahne man ihnmit einem energischen „Friß“.

Bösartig – iiich??? Niemals! Wenn ich das fressen darf, was ich will, bin ich bestimmt ganz ganz lieb. Ehrlich! Und wie soll ich bei dem mageren Fraß, den Moosi für gut befindet, denn groß und stark werden? Das wollt Ihr doch wohl nicht, daß ich so vor mich hinmickern muß, oder?

Wichtig ist die ausreichende Versorgung des Schweinehundes mit Flüssigkeit. Dazu sollte das Tier reichlich Wasser, Tee, Saftschorlen und andere kalorienarme Getränke zu sich nehmen, damit es sein Beinchen auch regelmäßig heben kann. Kaffee ist in mäßigen Mengen erlaubt und auch von alkoholischen Getränken wie trockenem Wein oder Bier darf man ihm hin und wieder ein Gläschen gönnen, aber süße Limonaden und Fruchtnektare sowie Hochprozentiges sind ganz strikt verboten! Sollte das Tier heimlich zu verbotenen Getränken greifen, sollte man ihm einen scharfen Klaps auf die Pfoten geben und dazu laut und bestimmt „Pfui!“ rufen.

Bääh, Mineralwasser und Tee, wie ekelhaft. Wie soll man da seine positive Grundstimmung erhalten? Soll ich mir dafür zum Frühstück ein Pfeifchen schwarzen Afghanen rauchen, oder wie stellt die sich das vor??

Es kann hier und da vorkommen, daß der Schweinehund allergisch auf sein gesundes Futter und den Sport reagiert und ernstlich erkrankt. Wenn Sie feststellen, daß Ihr Haustier extrem abmagert, sein glänzendes Fell und seine Lebhaftigkeit verliert und nur noch apathisch vor sich hinvegetiert, sollten sie sofortige Rettungsmaßnahmen ergreifen. Gönnen sie ihm ein paar Leckereien außer der Reihe, reichlich Erholung an seinem bevorzugten Ruheplatz oder einen kleinen Urlaub. Und geben Sie ihm ein paar ausgiebige Streicheleinheiten. Sie wollen doch sicherlich nicht ganz auf Ihren Liebling verzichten, oder? Mit wem könnten sie denn sonst Ihre Kräfte messen? Halten sie also immer ein wachsames Auge auf ihren Schweinehund, aber seien Sie nicht zu streng!

Na, Gottseidank. Ich hab schon gedacht, sie will mich ermorden. Also ist Moosi doch nicht so gemein, wie ich zuerst gedacht habe. Ich glaube, ich bin ihr viel mehr ans Herz gewachsen, als sie zugeben will und sie tut nur immer so ruppig, damit ich es nicht merken soll. Wer kann aber auch einem so netten Schweinehund wie mir widerstehen? Einem solchen Musterexemplar? Na, ich hab sie natürlich auch lieb, die Moosi, deswegen passe ich ja auch auf, daß sie immer gut und reichlich ißt.

So, jetzt habe ich meine Pflicht erfüllt und Ihr wißt jetzt, was Moosi über Erziehung und artgerechte Tierhaltung denkt. Mal ehrlich, meine eigenen Tipps zur Aufzucht und Pflege von Schweinehunden sind doch um Längen besser, oder nicht?

Bis demnächst mal

Euer Lumpazi

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