Frauenzeitschriften und ihr Lieblingsthema

Heute war ich im Zeitungsladen, weil es mich mal wieder nach diversen Gartenzeitungen gelüstete. Da konnte ich gar nicht anders, als einen Blick auf die ganzen Frauenzeitschriften zu werfen, die gleich daneben im Regal standen.

Irgendwie läuft es einem kalt über den Rücken, wenn man in jeder davon die allerneueste ultimative „6-Pfund-in-sieben-Tagen-Diät“ auf der Titelseite prangen sieht. Ganz Presse-Deutschland diätet gemeinsam den Weihnachtsspeck weg. Da wird einem richtig übel. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich bei Aiqum bin und weiß, wie man es richtig macht.

Natürlich ist es nicht verkehrt, vielleicht das eine oder andere Rezept aus so einem Diätplan nachzukochen, wenn es was Leckeres ist. Manche Rezepte sind erstaunlich gut. Aber die Gesamtmenge bei diesen Plänen ist für den hohlen Zahn. Da mag ich lieber so essen, wie es mein Plan vorsieht und habe ausreichend Kalorien  für den Tag. Und immer das, worauf ich Appetit habe.

Was mich an diesen ganzen Diäten nervt, ist nicht nur, dass man davon nicht satt wird, sondern auch der ewig gleiche Jahresrhythmus: Anfang Januar gibt es zwei Wochen lang eine Diät, um den Weihnachtsspeck zu verlieren. Und weil dabei viel Obst und Gemüse gegessen wird, soll das angeblich aus dem Winterschlaf aufwecken.

Gleich danach ist Karneval und es wird ordentlich gesoffen Alkohol konsumiert. Dazu gibt es Faschingskrapfen, Chips, Salzstangen & Co. Unsere bunten Gazetten überschlagen sich mit Partytipps und Rezepten für die tollen Tage. Lauter leckere Partysalate, Häppchen und Cocktails für die Super-Karnevalsfete werden uns präsentiert, und natürlich müssen wir sie nachkochen.

Sobald der Aschermittwoch hinter uns liegt, beginnt die Fastenzeit. Genau richtig für den Deutschen Blätterwald, um die nächste Diätrunde einzuläuten. Und den Stoffwechsel durch Saftkuren und Schüsseln voller Rohkost wieder ans Arbeiten zu bringen. Zumindest solange, bis die ganze Muskulatur weggehungert ist. Hurra – die Verkaufszahlen für die nächsten zwei bis drei Wochen sind gerettet!

Nachdem das Deutsche Volk mal wieder massenweise Pfunde verloren hat, steht auch schon das nächste Fest vor der Tür. Es ist Östern in den Klöstern. Und womit feiert man dieses herrliche Fest? Richtig – mit einem schönen, reichhaltigen Ostermenü und einer Menge Kuchen und Schokolade. Die Kochanleitungen für all diese Schlemmereien finden Sie (selbstverständlich) im beiliegenden Sonderheft. Zusammen mit Rezepten rund ums Osterei. Passend begleitet von schnuckeligen Bastelanleitungen.

Damit sind die Auflagen für Ostern und für die Wochen danach auch gleich wieder im grünen Bereich. Denn was braucht der Leser jetzt ganz, ganz, ganz dringend? Richtig – eine Frühjahrsdiät. Also her mit Spargelkur, Erdbeerdiät und wasweissich. Und schon ist der Stoffwechsel aber so was von angekurbelt.

Sobald die brave deutsche Leserin diese magere Zeit tapfer überstanden hat und merkt, dass der Stoffwechsel doch nicht so bullert, wie sie dachte, ist auch schon das Pfingstfest da. Und der Tanz in den Mai. Und etliche weitere Feiertage.

Diese schöne Frühlingszeit muss man richtig genießen. Wie könnte man das besser als bei einem gemeinsamen guten Essen? Und bei etlichen Gläsern Wein oder ein paar Krügen Weißbier im nächsten Biergarten? Herrlich, so faul in der Sonne zu sitzen. Ein dicker Eisbecher darf natürlich auch nicht fehlen. Für die Leserinnen, die nicht so oft ausgehen, haben die schönen bunten Zeitschriften ausreichend kalorienreiche Anregungen auf ihren Seiten, damit sie auch was vom Leben haben.
Es naht der Urlaub und damit die Zeit, in der die weiblichen Wesen ihre Bikinis und Badeanzüge vom letzten Sommer aus den Schubladen wühlen. Rupf – zerr – reiss… Oh – was ist das? Letzten Sommer hat der doch noch gepasst. Ist der etwa eingelaufen? Das Material ist aber auch nicht mehr so gut wie damals in den Neunzigern. Das taugt ja gar nichts. Was tun?

Richtig – eine Diät muss her. Und zwar die Bikini-Diät. Besonders fortschrittliche Journale bieten frau noch einen kleinen Sonderbonus: Die Super-Bauch-weg-Gymnastik. Angekündigt mit der verlockenden Schlagzeile:“Garantiert bauchfrei in drei Wochen!“ Leider wird nie gesagt, in welchen. Und was frau ohne Bauch anfangen soll.

Hurra, jetzt hat die Quälerei ein Ende. Der Urlaub ist da. Sommerferien – ab nach Malle oder die DomRep. Weil der Bikini vom letzten Jahr ohnehin nicht mehr modern war, hat man einen neuen im Gepäck. Ein bisschen größer als der letzte, aber dafür sitzt er richtig. Und wenn man unter Wasser ist, fallen die Speckpolster, die unten und oben herausschauen, nicht weiter auf. Dieses neckische Kleidungsstück reist nun mit seiner Besitzerin fröhlich in den All-Inclusive-Urlaub.

In so einer tollen Luxus-Ferienanlage wird man von morgens bis abends verwöhnt. Man nimmt alles mit, was man kriegen kann, schließlich hat man dafür ja bezahlt. Zwar kann man sich abends kaum noch vorwärtsrollen, weil der Magen so voll ist, aber egal. Zu verschenken hat keiner was. Schnell ist die schöne Zeit vorbei. Komisch, der Stoff von diesem Bikini war auch wieder nicht gut, das Teil kneift.  Also wird es Zeit für die nächste Diät: Weg mit dem Urlaubsspeck.

Drei Wochen später: Die Diät ist vorbei und der Sommer auch. Jetzt wird das Wetter langsam kühler und man freut sich auf einen heißen Kakao auf dem Sofa. Die Zeitschriften locken uns mit leckeren Rezepten für Aufläufe, Gratins, Nudelgerichte und Co. Dazu Pflaumenkuchen, Apfeltorte und was das Herz sonst noch begehrt. Ein paar Streicheleinheiten für die Seele. Es ist nun auch die Zeit der Volksfeste und Erntedankfeiern, bei denen man es sich so richtig gut gehen lässt. Fazit: die nächste Diät muss dringend her.

Was machen wir als nächstes: Genau – die Kartoffeldiät! Und gleich anschließend, weils so schön war und wir die Kartoffeln sowas von leid sind, auch noch die Suppendiät. Jetzt haben wir die Chance, noch mal so richtig abzuspecken, bevor der Advent kommt.

Gesagt – getan. Und schon ist sie da, die Zeit der Christkindlmärkte, Adventskaffeekränzchen, Weihnachtsfeiern, Familientreffen und Plätzchenbackorgien. Alles lockt und duftet und die bunten Blätter sind voll mit leckeren Rezepten für das schönste Fest des Jahres. Der Backofen läuft auf Hochtouren und in den Bechern dampft der Glühwein. Schaaade – so schnell ist diese schöne Zeit vorbei. Diesmal kneifen die Kleider nicht, wir haben ja neue zu Weihnachten bekommen.

Nahtlos geht die Weihnachtszeit in den Jahreswechsel über. Jetzt ist Party angesagt. Silvesterpunsch, Partybuffet, Mitternachtssuppe, Krapfen und eine Menge Alkohol warten auf freudige Konsumenten. Und schon ist wieder ein Jahr vorbei und alles geht von vorne los. Und wenn sie nicht gestorben sind, diäten sie noch heute.

Über Moosi

Hi, ich bin ein ziemlich geplagter Mensch, denn mein Haustier ist ein Schweinehund. Ständig versucht er, mich vom rechten Weg abzubringen. Dieser verflixte Köter!
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2 Antworten zu Frauenzeitschriften und ihr Lieblingsthema

  1. Karin sagt:

    Hi Moosi, da sprichst du mir aber mal so richtig aus der Seele. Toller Artikel. Mehr davon.
    Alles Liebe
    Karin

  2. Lumpazi sagt:

    Liebe Karin,
    Mann, bin ich froh, dass ich nicht die Einzige bin, die bei solchem Krampf die Krise kriegt. Danke für das Kompliment:-).

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