Immer wenn ich denke, jetzt kenne ich Moosis gesamte Trickkiste, dann muss ich feststellen, dass ihr doch wieder was eingefallen ist, um mich zu schikanieren. So ein Satansweib! Das macht sie alles nur, weil sie kein Gewicht verliert. Dabei wird sie zusehends dünner, einige Jeans schlabbern schon richtig.
An die Wanderungen und die immer größeren Walkingrunden habe ich mich längst gewöhnt, ebenfalls an die Fußmärsche zur Arbeit, das Krafttraining und die Gymnastik. Auch die Laufrunden um die Talsperre habe ich zähneknirschend hingenommen und mich damit getröstet, dass das Frauchen wegen der vielen Bewegung mehr Appetit hat, und ich dann nicht immer so einen mageren Fraß bekomme.
Aber nun ist das Maß voll. Jetzt darf ich selbst Sonntags nicht mehr ausschlafen. Es nervt mich sowieso schon, dass ich in der Woche so früh aufstehen muss, damit Moosi vor der Arbeit noch Zeit für ihre Übungen hat. So was ist ungesund!
Seit Anfang März geht es auch Samstags früher aus den Federn, damit beim Laufen an der Talsperre noch nicht so viele Leute da sind. Moosi hasst es, wenn hunderte von Schnatterenten unterwegs sind. Und seit heute darf ich nicht mal mehr am Sonntag gemütlich in meinem Körbchen liegen und aufs Frühstück warten. Nein – im Gegenteil. Ich muss um halb fünf aufstehen.
Mrs. Sklaventreibers neue Schikane nennt sich „Sonnenaufgangs-Wanderung“. Sie sagt, das wäre eine wunderschöne Sache, weil man so früh am Morgen das Wild beobachten könne. Heute morgen in aller Herrgottsfrühe – das heißt um halb sechs – sind wir also losgezogen. Ohne richtiges Frühstück, es gab nur eine Banane und ein Glas Milch. Wir sind von hier über Reinshagen runter nach Müngsten gegangen, durch die Wupperberge bis Unterburg und dann wieder rauf nach Hause. Natürlich den steilsten Berg, war ja klar!
Moosi und Herrchen waren total gut drauf, weil sie eine Menge Viehzeugs gesehen haben. Rehe und Hasen, einen Bussard, einen Fischreiher und eine Menge Singvögel. Wenn sie Tiere sehen wollen, können sie das doch auch zu Hause haben. Im Garten gibt es auch Vögel, außerdem haben wir drei pelzige Katzenviecher, und natürlich meine Wenigkeit. Ist das etwa nichts?
Vier Stunden hat es gedauert, und dann waren wir endlich wieder zu Hause und ich durfte frühstücken. Ich bin völlig platt und kann mich bestimmt drei Tage nicht mehr bewegen. Seid mal ehrlich – so was ist doch nicht tierfreundlich, oder?