Hallo zusammen,
Ihr habt Euch wohl schon gefreut, daß Euer Lieblingsschweinehund im Urlaub ausgesetzt wurde oder mit Herrn Schluri zurückgeblieben ist? Nix da, zu früh gefreut! Ich kann doch Moosi nicht allein lassen, was soll sie denn anfangen ohne mich?
Ich hab Euch ja einen Urlaubsbericht versprochen, und ein Schweinehund hält immer, was er verspricht!
Also, dann fang ich mal an:
Ich hab Euch ja schon erzählt, daß ich mit ausgewählter Fachliteratur weggefahren bin. Moosi hatte auch was eingepackt, einen Reiseführer und 2500 Gramm Schokolade hatte sie mitgenommen, ich war richtig stolz auf sie. Und als ich so meine Sachen verstaut habe und in ihre Tasche linse, was sehe ich da? Gaaaar keine Schokolade drin. Nicht ein Fitzelchen. So ein verlogenes Aas, das hat sie nur gesagt, damit ich mitkomme!
Ich hab mich natürlich lautstark beschwert. Und wißt ihr, was sie mir da grinsend unter die Nase gehalten hat? Zwei dicke Bücher von Joanne Harris! Eins hieß „Chocolat“ und eins „Himmlische Wunder“. Und in beiden geht es um Schokolade. Na, wenn ich das vorher gewußt hätte….
Der Urlaub war dann aber trotzdem sehr schön, ich bin immer gut gefüttert worden und durfte auch vom Eiscafé und der Torte naschen. Das war schöööööön! Vor dem Abendessen durfte ich immer ein Stündchen auf der Liege ausruhen und die Sonne aufs Bäuchlein scheinen lassen. Und Moosi hat auch meinen Heurigenkalender ausgiebig genutzt. Mann, war der Wein aber lecker.
Jeden Abend haben wir einen anderen Heurigen besucht. Was es da alles Gutes zum Essen gab! Käseplatte mit zwölf verschiedenen Käsesorten, Hauerjause mit frisch geräuchertem Schinken und leckerer Wurst, hausgeräucherte Forellenfilets, Schafsgupferl mit Kernöl, Aufstrichplatte mit den feinsten Aufstrichen und Salaten. Und immer mit dem passenden Rot- oder Weißwein.
Mittags hat Moosi mich ins Restaurant geführt, zu Wiener Schnitzel, Schweinsbraten mit Knödeln, Krautstrudel mit Blunzngröstl, und und und. Zum Schluß gab es auch schon mal noch eine Mehlspeise. Und nachmittags durfte ich manchmal auch einen Eiskaffee, ein Stück Kuchen oder einen Früchteeisbecher naschen. Das war wie im Paradies.
Leider hatte das Paradies auch eine „Schlange“, die Moosi ständig zu bösen Dingen verführt hat. Ihre Unternehmungslust hat sie andauernd dazu gebracht, das leckere Essen wieder abzustrampeln. Und ich mußte immer mitgehen. Aber ich konnte Moosi überreden, abends immer gut auszuruhen.
Nur mit der Hypnose hat es nicht so gut geklappt, dieses Buch hat nix getaugt. Ein einziges Mal ist es mir gelungen, Moosi zum Trinken von Cocktails zu bewegen. Sechs Gin Fizz, einen Caipirinha und einige Tequila hat sie sich genehmigt, und ich war mächtig stolz auf mich.
Trotzdem habe ich eine ganz dicke Reklamation. Mit dem Unterhaltungsprogramm war ich ganz und gar nicht einverstanden! Jeden Tag mindestens vier Stunden Wandern, die Berge hinauf und hinunter, mitten durch den Wald. Sämtliche Weinberge habe ich von oben gesehen und in jedem Dorf der ganzen Wachau kenne ich sämtliche Häuser und Bäume persönlich.
Und erst der Sport! Zweimal die Woche Kraftübungen mit dem Theraband, das ist gar nicht gut fürs Bäuchlein. Dann mußte ich mit zum Joggen, Montags und Mittwochs von Spitz bis Wösendorf und zurück. Das waren jedesmal sechs Kilometer! Einkaufstaschen schleppen mußte ich auch, weil Moosi und ihr Mann immer ohne Auto einkaufen waren. Das waren jedesmal zwanzig Minuten hin und auch wieder zurück.
Einmal wurde ich stundenlang durch Schlösser und Burgen geschleift. Bah, war das langweilig. Wer interessiert sich schon für Erzherzog Ferdinand? Ich jedesfalls nicht! Und Indianer sind auch sooo langweilig. Von den vielen Kirchen und Burgruinen mal ganz zu schweigen. Einmal mußte ich über die ganze Landesgartenschau in Tulln trappeln, immer hin und her, zum Schluß ging es noch auf einen hohen Aussichtsturm, zu Fuß! Ich durfte nicht mit dem Aufzug fahren. Da kriegt man ja wunde Pfoten, von sowas.
Als ich gemeckert habe, hat mir Moosi was von negativer Energiebilanz ins Ohr gemurmelt. Und daß ich ja schließlich was Gutes zum Essen wolle. Also mußte ich zähneknirschend mitmachen, sonst hätte ich nichts Leckeres zum Essen bekommen. Zum Abendessen durfte ich auch nicht im Auto mitfahren, sondern mußte laufen, sonst hätte es keinen Wein gegeben.
Eine Sache hat mir aber total gut gefallen: Wir waren zum Rudern ins Waldviertel gefahren, zum Ottensteiner See. Und da haben Moosi und ihr Mann jeder eine Stunde gerudert, und ich durfte dabei im Boot liegen und die Sonne genießen. Ich habe die Pfote ins Wasser hängen lassen und mir die Wolken und die Landschaft angeschaut. Das war herrrrrlich!
Ich habe also leider kein rundes Bäuchlein gekriegt und Moosi auch nicht. Aber schön war es trotzdem, ganz ehrlich!