Nach dem nun selbst in meiner Fernsehzeitung kein Weg mehr an einer Wunderdiät gegen den Weihnachtsspeck vorbei geht, muss ich das doch wirklich einmal näher unter die Lupe nehmen. Mit dem, was ich bei Aiqum gelernt habe, kann ich das jetzt viel besser beurteilen als vor dieser Zeit. Also, was taugt das Ganze?
Zuerst mal das, was direkt ins Auge springt: Die plakative Überschrift und die verlockenden Bilder. Wie nennt sich das? Die „Gute-Laune-Diät“. Aha! Das klingt ja recht freundlich und lässt einen abwechslungsreichen und leckeren Speiseplan vermuten. Die abgebildeten Mahlzeiten sehen aber auch wirklich lecker aus. Sabber! Also gibt es erst einmal einen Pluspunkt.
Als nächstes lese ich die paar Zeilen der Zusammenfassung unter der Überschrift. Was denn?! Die Dauer der Diät beträgt fünf!!! Tage und das soll bei der abspeckwilligen Leserin fünf Pfund an Gewicht schwinden lassen. Na – das klingt jetzt aber eher suspekt!
So ein kurzer Zeitraum für 2,5 kg Abnahme lässt darauf schließen, dass hier in erster Linie Wasser und schwindendes Muskelgewebe den Gewichtsverlust verursachen. Man müsste 17.500 Fettkalorien abbauen, um das zu schaffen. Wie soll das gehen in so kurzer Zeit? Die einzige Methode, die ich kenne, wäre die Amputation eines Körperteiles. Für diese Aussage gibt es also einen Minuspunkt, und zwar,weil man den Diätwilligen suggeriert, dass sie dann die entsprechende Menge an Fett verlieren. Auf solche Versprechungen bin ich früher auch immer reingefallen und habe mich gewundert, dass ich so schnell abgenommen hatte, aber bereits am zweiten Tag mit normaler Kalorienzufuhr das Gewicht wieder drauf war. Jetzt weiß ich es besser und mache es richtig.
Als nächstes nehme ich mir also mal die Einzelheiten wie Konzept und Ernährungsplan für diese fünf Tage genauer vor. Möglicherweise ist das Ganze ja doch besser, als der erste Eindruck vermuten lässt. In einem Kasten rechts oben werden die Einzelheiten zu der Diät beschrieben. Was erwartet also den gespannten Moppel?
Der so genannte Experte dieser Zeitschrift, ein Ernährungswissenschaftler, behauptet, dass das Abnehmen mit dieser Diät so viel Spaß macht, weil hier Zutaten verwendet werden, die die Stimmung durch das Glückshormon Serotonin positiv beeinflussen sollen. Diese Zutaten sind Ananas, Tomaten, Tofu, Nudeln und Bananen. Außerdem soll durch Chili, Ingwer, Tofu, Tomaten, Kiwis, Papayas und Ananas auch noch die Fettverbrennung angekurbelt werden. Etwas Süßes zwischendurch soll zusätzlich die Laune der potentiellen Naschkatzen verbessern, die mit dieser Diät abspecken möchten.
Klingt auf den ersten Blick nicht schlecht, bis auf den Ingwer machen mir diese Lebensmittel Lust zum Nachkochen. Aber jetzt kommt die Kehrseite der Medaille: Laut Aussage des Ernährungswissenschaftlers dürfen wir alle diese Köstlichkeiten essen und kommen doch nur auf 1000 Kalorien pro Tag. Es sollen dazu mindestens 2 Liter Wasser getrunken werden. Täglich eine Stunde strammer Sport soll die Abmagerungskur abrunden.
O.K., reichliches Trinken und eine Stunde intensiver Sport sind ganz bestimmt sehr positiv für die Figur und den Stoffwechsel, und daher definitiv ein Pluspunkt Aber 1.000 Kalorien? Watt denn, watt denn? 1000 Kalorien für einen anstrengenden Arbeitstag, Hausarbeit und eine Stunde intensiven Kardiosport? Meine Meinung dazu: Ernährungswissenschaftler hin oder her, wer so ein Programm zusammenstellt, hat einen Knall. Das gibt von mir aber mächtig Minuspunkte!! Wer nur ein bisschen durchblickt, weiß, dass sich der ausgehungerte Körper seine Reserven ganz sicher nicht aus den Fettspeichern holt.
Grundsätzlich könnten Aiqum-geschulte Menschen die Diät natürlich aufstocken, indem sie ein paar zusätzliche gesunde Zwischenmahlzeiten einplanen und damit auf ihre Tageskalorienzahl kommen. Dann hätte man auch genug Energie für den Tag.
Aaaaber – wir sind hier nicht bei Aiqum und haben also nur unsere 1000 Kalorien. Nehmen wir uns also jetzt einmal die Mahlzeiten vor, und schauen an einem Beispieltag, wie sie sich zusammensetzen. Wird man davon denn wenigstens einigermaßen satt?
Die schlanke Frühstücks-Idee sieht vor, zwei Scheiben Kokos-Zwieback mit 40g Frischkäse 0,2 % Fett, 1 TL Kokos-Chips, 1 Kiwi und Zitronenmelisse zu belegen. Das Ganze hat 200 Kalorien (7g E, 27g KH, 7g F). Der Fettgehalt beträgt über 30 %, trotz des fettarmen Käses. Und die Kohlenhydrate kommen von Zucker und Weißmehl. Nööö – davon wird man ganz bestimmt nicht satt! Die beiden Zwiebäcke haben zusammen schon 126 Kalorien und sind für den hohlen Zahn. Dafür kann ich 60 g Graubrot oder ein ganzes Roggenvollkornbrötchen essen. Das hält viel länger vor und ist mit den restlichen Zutaten bestimmt auch sehr lecker. Ich sehe dieses Frühstück nicht als empfehlenswerte Mahlzeit an und gebe einen Minuspunkt.
Nun zum ersten Mittagessen: Mariniertes Rindersteak mit Chili-Rosenkohl, klingt eigentlich sehr gut. Was nehmen wir dafür? Ein 125g Rinderhüftsteak mit 150g Rosenkohl und – man höre und staune – üppige 30g!! Basmatireis. Dazu kommen diverse Sachen zum Würzen: Ingwer, Chili, Teriyakisauce, Limettensaft, Honig, Pfeffer und etwas Koriander. Die Gewürze sind prima, Steak und Gemüse auch. Aber der Reis! Wer soll von 30g Basmatireis satt werden? Pinocchio? Da kann man sich den Reis doch gleich von vornherein schenken. Ich würde auch hier wieder die gesundere Variante bevorzugen und Vollkornreis wählen. Der ist viel gesunder und hält länger satt. Diese Minimenge soll ja angeblich die Glückshormone wecken, wie uns der Kasten eben erzählt hat. Da sehe ich lieber im Fitnessstudio auf einen knackigen Männerkörper, da sieht das mit den Glückshormonen viiiel besser aus. Diese Mahlzeit hat 380 Kalorien (37g E, 38g KH, 9g F) . Sie ist zwar recht fettarm und bestimmt sehr schmackhaft, wird aber ganz sicher nicht lange satt halten. Ich tendiere beim Glücksgefühl also zum Männerpo und gebe für das Essen einen Minuspunkt.
Nun weiter zum Abendessen: Wow, es gibt Birnen-Preiselbeer-Pfannkuchen. Mjammmm!! Das klingt ja besonders köstlich! Dazu werden Eigelb, Butter, Buttermilch, Mehl, Backpulver, Zucker und Salz zu einem Pfannkuchenteig verrührt. Dann werden daraus 3 winzigkleine, mit je einer Birnenspalte und 1/2 Teel. Preiselbeeren aus dem Glas belegte Pfannkuchen gebacken. Das ist zwar ganz sicher deliziös, aber die Menge ist so zwergenhaft, dass man sie besser auf einem Puppengeschirr serviert. Tja, wieder mal nichts, um satt zu werden, es sei denn, man heißt Victoria Beckham.
Die Mahlzeit hat 270 Kalorien (6g E, 11g F und 36g KH). Wer bedenkt, dass die Kohlenhydrate hier wieder mal vorwiegend aus Weißmehl und Zucker kommen, wird sicher mit mir einer Meinung sein, dass auch das kein gutes Beispiel für gesunde Ernährung ist. Das frische Obst erschöpft sich in der Riesenmenge von ca. 1/4 Birne, der Rest sind Preiselbeeren aus dem Glas. Wie jeder weiß, ist das eine richtige Zuckerbombe. So eine Mahlzeit mag als „Leckerchen zwischendurch“ durchgehen, aber nicht als gesundes Abendbrot. Ein ganz besonders cleverer Tipp empfiehlt, die restliche dreiviertel Birne als Zwischenmahlzeit zu essen. Klasse Idee! Eine ganze Frucht wäre auch wirklich Völlerei. Was gibt das also? Na klar – MINUSPUNKT!
Die Zusammensetzung der Speisen sieht an den anderen vier Tagen ähnlich aus: Mittags gibt es eine Portion Fleisch oder Geflügel, am letzten Tag gibt es Fisch. Abends Suppe, Salat oder Papaya und Ananas mit Parmaschinken. Kohlenhydrate kommen nur ein einziges Mal in Form von Vollkorn vor, und zwar gibt es 30g Vollkornreis. An den restlichen Tagen darf man entweder 50g Nudeln, 40g Reisnudeln, 40 g Baguettebrot, 25g Basmatireis oder einen Bagel essen. Einmal gibt es Hülsenfrüchte (50g rote Linsen). Kartoffeln sind nicht vorgesehen. Boah – hoffentlich habe ich noch genug Minuspunkte im Schublädchen.
Die empfohlenen Zwischenmahlzeiten sind so weit ganz in Ordnung: Eine kleine Banane, ein Apfel, 3 TL. Erdnüsse, 200ml Buttermilch, 100 g fettarmer Fruchtquark, 2 Stückchen Schokolade, etc.
Fazit: Die Mahlzeiten sind ganz bestimmt delikat, aber ich würde mit so wenig Essen nicht über den Tag kommen. Da würde meine Laune schon am ersten Tag vor lauter Magenknurren und Frust in den Keller gehen. Am Ende der Zeit hätte ich dann solchen Kohldampf und wäre so stinksauer, dass man mich besser gar nicht mehr anspricht. Ganz zu schweigen von den Heißhunger-Attacken, die ich anschließend bekommen würde. Wahrscheinlich würde ich irgendwo hinter einer Hecke lauern und dem nächsten ahnungslosen Jugendlichen den halb angebissenen Cheeseburger aus der Hand reißen. Gute-Laune-Diät? Schon allein das Wort Diät in Verbindung mit der Zahl 1000 (Kalorien) schließt für mich jegliche gute Laune aus. Das ist die Ernährung des Grauens! Je mehr ich davon esse, desto fetter wird das Grauen. Gott sei Dank, dass ich abnehme, ohne mir so etwas anzutun.