Sado-Maso-Studio

Hiiilfe! Ich glaube, Moosi ist nicht das harmlose, freundliche Wesen, für das ich sie immer gehalten habe. Sie treibt sich neuerdings an sehr dubiosen Orten herum. Wenn das unser Herrchen wüsste!

Letzten Freitag hat sie mit mir und mit „Monstermami“, ihrer Schwägerin, einen Ausflug gemacht. Die beiden waren richtig gut gelaunt und haben gesagt, sie wollten sich mal etwas richtig Gutes gönnen. Na, da wollte ich natürlich auch dabei sein. Wenn es etwas Gutes gibt, darf ich natürlich nicht leer ausgehen.

Zuerst sind die beiden also in die Stadt gefahren. Dort ging es geradewegs zu den „Allee-Arkaden“. Ich hab mich schon auf einen leckeren Kakao mit Sahne gefreut, aber nix mit Kakao! Es gab auch nichts zu essen. Die beiden gingen die Treppe hoch zu einer Institution namens „Health City“und blieben an einer Theke stehen und fragten nach einem Termin zum Probetraining. Probetraining??? Was wollten die da bloß? Das da sah aus wie ein Kosmetikinstitut. Ob sie wohl eine Massage brauchen? So etwas habe ich gerne, das tut richtig gut.

Ein blondgelockter Adonis tat furchtbar wichtig und blätterte in seinem Büchlein nach einem Termin. Aber er hatte keinen frei, sondern vertröstete die beiden auf das Ende der übernächsten Woche. Moosi und Monstermami gingen wieder und waren ein bisschen  sauer, denn dort war es ganz leer und trotzdem hatte niemand Zeit für die beiden. Also gingen wir wieder zum Auto.

Danach sind wir  woanders hingefahren. Auf dem Gebäude stand „Sportfabrik Bremersmann“. Sicher brauchten die beidenMädels neue Turnschuhe und haben gedacht, es gibt dort welche. Wir gingen die Treppe rauf über einen Flur. An den Wänden waren ganz, ganz viele Fotos von Hunden und Katzen aus dem Tierheim. Ich dachte, wer für das Tierheim sammelt, ist bestimmt auch nett zu Schweinehunden.

Wir gingen durch eine Tür mit der Aufschrift „Rock-Café“ und dort war ebenfalls eine Theke. Da war aber kein junger Mann, sondern eine sehr nette Frau, und die sagte Moosi und Monstermami, sie könnten gleich mitgehen und ein Probetraining machen. Die beiden zogen sich Sportsachen an und waren ganz fröhlich. Ich natürlich auch, ich mag es, wenn die beiden gute Laune haben. Und ich freute mich schon auf einen leckeren Cappuccino. Aber kaum waren wir die Wendeltreppe hochgegangen, da war meine gute Laune auch schon verflogen.

Ein ganz strenges, böses Herrchen, Helmut, erwartete die beiden. Er fragte sie nach gesundheitlichen Problemen, ihren Ernährungsgewohnheiten, der Entwicklung in den letzten Monaten und nach ihren Zielen für die nächsten Wochen. Dann empfahl er den beiden, wenig Fett, viel Vollkorn und reichlich Obst und Gemüse zu essen und noch mehr auf die Ernährung zu achten. Ich glaube, der ist genau so schlimm wie die bösen Leute bei Aiqum, die einem armen Schweinehund überhaupt nichts gönnen.

Helmut lobte die beiden, dass sie im letzten Jahr  schon gut abgenommen hätten und sagte ihnen, es wäre gut, wenn sie zuerst einmal richtig Fett verbrennen würden. Da wurde ich hellhörig. Ich will kein Fett verbrennen. Ich will höchstens welches essen, in Form von Butter auf dem Brötchen, oder als köstliche Mayonnaise auf einer knusprigen Portion Pommes. Nun zwang er uns zuerst, auf ein paar Fahrrädern wie wild herumzustrampeln. Dabei kamen wir aber keinen Meter voran, denn die Fahrräder haben gar keine richtigen Räder. Danach mussten wir auf ein anderes Gerät, das sich „Stepper“ nennt, und das war noch viel schlimmer, wie stundenlanges Treppensteigen. Nur dass man auch da keinen Meter weiterkommt. Ich musste ordentlich hecheln, aber wenigstens bekam ich anschliessend was zu trinken.
Eigentlich hatte ich gedacht, wir würden nun nach Hause gehen und uns erholen, aber ich wurde enttäuscht. Als nächstes mussten wir auf ein Laufband. Das ist fast wie ein Lauf um die Talsperre, aber gar nicht gut für Schweinehunde. Draussen kann ich wenigstens an den Bäumen mein Beinchen heben und andere Schweinehunde beschnuppern. Ich glaube, wenn ich das auf dem Laufband mache, kriege ich von Helmut eins mit der Hundeleine übergezogen.

Nach einer Viertelstunde taten mir meine Pfoten richtig weh, und Moosi sagte, gleich dürfte ich mich auf die Rudermaschine setzen. Ich freute mich schon, denn ich habe ja im Urlaub auch so gemütlich im Boot gesessen, als Moosi mich gerudert hat. Aber ich wurde ganz schrecklich enttäuscht. Ich durfte nicht geruhsam meine armen Pfoten im Wasser kühlen, sondern musste meine ganzen Muskeln anstrengen, damit das Rad vorne in der Maschine ordentlich Wind machte. Das ist Schinderei!

Endlich durfte ich noch eine Portion Wasser schlabbern, ich hatte auch sooo grossen Durst. Helmut sagte, nun hätten die beiden genug Fett verbrannt und ich atmete auf. Endlich ausruhen! Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Auf die vielen merkwürdigen, blanken Maschinen im Raum hatte ich leider nicht geachtet und mir keine Gedanken gemacht, wozu die wohl gut sind. Jetzt weiß ich es. Die sind dazu da, um Schweinehunde zu foltern.

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie ich in der nächsten dreiviertel Stunde gequält worden bin. Alle meine Muskeln musste ich anstrengen, bis der ganze Körper schmerzte. Ich musste an Seilen ziehen, Stangen zusammendrücken und sogar Hanteln bewegen. Dann musste ich die Muskeln von meinem armen Bäuchlein anspannen und so schwere Gewichte stemmen wie ein Hafenarbeiter auf einer Hamburger Werft. Jetzt weiß ich auch, was der Spruch am Eingang bedeutet. Da steht nämlich „Du arbeitest für Dich!“

Als ich dachte, ich würde gleich meine arme Hundeseele aushauchen, sind wir endlich gegangen. Ich war überzeugt, dass Monstermami und Moosi es auch gar nicht erwarten konnten, endlich von hier wegzukommen. Sie hatten ja auch so schwer geschuftet wie ich. Doch die beiden waren total begeistert, wie gut Ihnen das getan hätte. Und sie lobten diesen bösen Sklaventreiber Helmut, wie gut er sich um die beiden gekümmert hätte. Gekümmert – Pah! Getriezt hat er sie. Und was haben die beiden gemacht? Sie haben sich darüber gefreut und wollen ab jetzt regelmäßig hingehen. Versteh einer die Menschen.

Auf jeden Fall bin ich sicher, dass das ein Sado-Maso-Studio sein muss, auch wenn die da keine Ledersachen anhaben. Sowas hätte ich von Moosi niiie gedacht.  Pfui!!

Über Lumpazi

Ich bin ein ganz seltenes Tier - ein Innerer Schweinehund. Ich bringe Dich dazu, zu viel zu essen, auf dem Sofa zu fläzen und Dich vor Arbeit und Sport zu drücken. Und ich freue mich, wenn Dein Bäuchlein dick und rund wird, denn dann geht es mir gut. Wuff!
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